Kennst du das auch? Du fährst mit dem Auto nach Hause und kannst dich an den Weg nicht erinnern? Oder suchst du manchmal verzweifelt deine Schlüssel, weil du nicht mehr weißt, wo du sie hingelegt hast? Oder du bist in einem Gespräch und merkst, dass dein Kopf zwischendurch Pause gemacht hat? Mir passiert das oft, wenn ich neue Leute kennenlerne. Nicht beim Kennenlernen selbst, sondern genau dann, wenn sie ihren Namen sagen. Aus irgendeinem Grund denkt mein Kopf, dass er jetzt eine Auszeit nehmen kann.
Wenn dir eines dieser Szenarien bekannt vorkommt, dann weißt du, wie es sich anfühlt, nicht achtsam zu sein, nicht präsent zu sein. Denn genau das ist es, was Achtsamkeit ausmacht – Präsenz im Augenblick.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Achtsamkeit
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit auf unser Wohlbefinden. Eine Studie der Harvard University zeigt, dass Achtsamkeitstraining das Stressniveau signifikant senken und das allgemeine Wohlbefinden steigern kann (Kabat-Zinn, 2003). Eine weitere Untersuchung der University of California fand heraus, dass regelmäßige Achtsamkeitsübungen die Dichte der grauen Substanz im Gehirn erhöhen, insbesondere in Bereichen, die mit Gedächtnis, Lernen und Emotionsregulation in Verbindung stehen (Hölzel et al., 2011).
Wie geht’s dir denn eigentlich?
Warum ist es darüber hinaus wichtig, unsere Achtsamkeit zu trainieren und im Augenblick präsent zu sein? Wenn ich dich frage, wie es dir geht, kannst du mir dann eine ehrliche Antwort geben? Oder antwortest du wie immer einfach mit „Gut“, weil du denkst, dein Gegenüber interessiert sich nicht für mehr oder weil du dich gar nicht gefragt hast, wie es dir wirklich geht? Wenn du aber nicht weisst, wie es dir geht, dann kannst du dich auch nicht um dich selbst kümmern. Dann weißt du nicht, ob du mehr Stärke oder mehr Sanftheit, mehr Stabilität oder mehr Flexibilität brauchst, oder ob du eher Zeit für dich oder Gesellschaft suchst.
Denken, fühlen, wollen verbinden:
Unser Körper besitzt nicht nur das Gehirn im Kopf, sondern auch Nervenzellstrukturen im Herzen und im Bauch, die oft als "Herz-Gehirn" und "Bauch-Gehirn" bezeichnet werden.
Das Kopf-Gehirn verarbeitet Informationen und trifft Entscheidungen auf der Grundlage von rationalen und bewussten Überlegungen. Es ist das Zentrum für unsere intellektuellen Fähigkeiten.
Das Herz besitzt ein eigenes Nervensystem, das als intrakardiales Nervensystem bekannt ist und über etwa 40.000 Neuronen verfügt. Dieses "Herz-Gehirn" beeinflusst unsere Emotionen und Intuition Studien des HeartMath Institute haben gezeigt, dass das Herz eine bedeutende Rolle bei der Regulation von Emotionen und der Synchronisation des gesamten Körpers spielt. Emotionale Zustände wie Dankbarkeit und Liebe können den Herzrhythmus positiv beeinflussen und zu einem kohärenteren Zustand führen, was das Wohlbefinden fördert.
Der Magen-Darm-Trakt enthält ebenfalls ein dichtes Netzwerk von Neuronen, das als enterisches Nervensystem oder "Bauch-Gehirn" bekannt ist. Es umfasst etwa 100 Millionen Neuronen, mehr als im Rückenmark vorhanden sind. Das Bauch-Gehirn sendet kontinuierlich Informationen an das Kopf-Gehirn und beeinflusst unser emotionales und mentales Wohlbefinden.
Indem wir in uns hineinhorchen und uns fragen, was wir denken, fühlen und wollen, können wir die Kommunikation zwischen Kopf, Herz und Bauch verbessern. Diese Praxis hilft uns, bewusste Entscheidungen zu treffen, unser Leben in Einklang zu bringen und eine Gefühl von „das fühlt sich für mich ganz und gar rund und richtig an“ zu erreichen.
Achtsamkeit im Beruf
Achtsamkeit bedeutet, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen. Du kannst selbst entscheiden, was du heute für dich tun kannst, welche Weichen du stellen kannst, um dich zu unterstützen. Selbst wenn du in einer Situation bist, die du nicht ändern kannst, wie ein wichtiges Meeting oder ein Event, kannst du trotzdem Wege finden, um gut für dich zu sorgen – sei es durch einen Spaziergang oder durch geplante Ruhezeiten vor oder nach dem Termin.
Achtsamkeit hilft Dir also, bei dir selbst zu sein, herauszufinden, wie es dir geht und was du heute brauchst, um die beste Version deiner selbst zu sein. Und sie unterstützt dich darin, deinen Kollegen und Vorgesetzten ebenso als die beste Version deiner selbst zu begegnen. Nicht in Muster zu verfallen, sondern jede Situation so zu erleben, als ob du sie zum ersten Mal erlebst. Beispielsweise in einem Gespräch mit einem „nervigen“ Kollegen nicht schon vorab innerlich die Augen zu verdrehen und damit den Inhalt des Gesprächs negativ zu beeinflussen. Oder in einer Situation, in der Arbeit verteilt wird, nicht sofort „Hier!“ zu rufen, sondern abzuwarten und zu schauen, ob sich jemand anderes meldet.
Wie wir durch Achtsamkeit unser Erleben der Realität verändern können
Ein wichtiger Aspekt im Bereich Stress und der Resilienzforschung ist das sogenannte ABC-Modell nach Albert Ellis. Dieses Modell besagt, dass unsere Erwartungen und Bewertungen einer Situation definieren, ob wir gestresst sind oder nicht. A steht für das auslösende Ereignis (Activating Event), B für unsere Bewertung (Belief) und C für die Konsequenz (Consequence). Beispielsweise: Wenn du in einer Situation denkst, dass sie stressig und überwältigend ist, wirst du dich wahrscheinlich gestresst fühlen (C). Ändert sich jedoch deine Bewertung der Situation (B), ändert sich auch deine Reaktion. Achtsamkeit hilft uns, unsere Bewertungen bewusst zu hinterfragen und dadurch unsere Stressreaktionen zu verändern.
Wie James Redfild, ein amerikanischer Therapeut, Philosoph und Autor schreibt: "Wo Aufmerksamkeit hingeht, fließt Energie. Wo Energie hingeht, manifestiert sich Realität." Das findet sich auch wieder in der buddhistischen Philosophie. So sagt auch Buddha "Was wir heute denken, wird morgen unsere Wirklichkeit sein. Unser Leben ist das Produkt unserer Gedanken."
Methoden, um achtsamer zu werden
Um deine Achtsamkeit zu steigern, gibt es verschiedene Ansätze und Tipps:
Atem beruhigen und in dich hineinspüren: Eine einfache Methode, um achtsamer zu werden, ist die Konzentration auf deinen Atem. Setz dich bequem hin, schließe die Augen und nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre, wie sich dein Brustkorb hebt und senkt. Im Sinne der radikalen Akzeptanz nimm einfach wahr, was da ist, ohne etwas verändern zu wollen. Alles, was du fühlst, ist okay.
Yogapraxis: Jede Form von Yoga kann dir helfen, achtsamer zu werden, besonders wenn du dich auf dein sechstes Chakra (das dritte Auge) konzentrierst. Dieses Chakra fördert die Innenschau und erleichtert den Zugang zu deiner Intuition – jenem Bereich, in dem du einfach weißt, was richtig für dich ist.
Fokus bringt Achtsamkeit: Dich bei egal, was Du gerade tust, ganz bewusst auf Deine Sinne konzentrieren. Was siehst Du gerade (finde 5 Dinge), was hörst Du (finde 4 Geräusche), was spürst Du (finde 3 Dinge die Du fühlen / anfassen kannst), was riechst Du (finde 2 Gerüche) und was schmeckst Du (finde einen Geschmack). Nach dieser Übung wirst Du feststellen, dass du ganz im hier und jetzt angekommen bist. Präsent im Augenblick.
Fazit: Zusammengefasst kann man sagen, wenn du achtsam bist, hast du die Wahl was du denkst und wie du handelst, und damit alle Tools in der Hand, dein Leben so zu gestalten, wie du es leben willst. Es bedeutet, präsent zu sein, bewusste Entscheidungen zu treffen und in deiner Mitte zu bleiben. So kannst du stolz auf dich sein und den Tag leichter und erfüllter erleben. Wenn Du achtsam bist, übernimmst du die Verantwortung. Du kannst dich bewusst entscheiden die beste Version deiner selbst zu sein. Auch in der Begegnung mit dem – vielleicht doch gar nicht so – nervigen Kollegen. ;-)
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