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AutorenbildKatharina Muck

„Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt“

Aktualisiert: vor 48 Minuten


Was Pippi Langstrumpf und die Realität gemeinsam haben

Pippi Langstrumpf, die wohl stärkste und freiste Heldin unserer Kindheit, hat uns nicht nur zum Lachen gebracht, sondern uns auch eine wichtige Lektion mitgegeben: Die Welt ist, was wir aus ihr machen. Mit ihrer unvergleichlichen Fantasie und ihrem unerschütterlichen Selbstvertrauen lebt Pippi nach ihrem berühmten Motto: „Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“ Klingt nach einem Kinderlied, aber es steckt so viel mehr dahinter – und es hat erstaunlich viel mit Yoga, moderner Wissenschaft und unserem Leben zu tun.


Die Welt ist, wie du sie siehst!

Schon die Yoga-Philosophie beschäftigt sich mit der Frage, wie wir die Welt wahrnehmen. Im Yoga Sutra von Patanjali, einer der zentralen Schriften des Yoga, heißt es sinngemäß, dass es die eine Realität nicht gibt. Vielmehr erschaffen wir sie selbst – durch unsere Gedanken, Überzeugungen und Gefühle. Ein Vers bringt es auf den Punkt:

Vastusāmye cittabhedāttayorvibhaktaḥ panthāḥ „Das Erscheinungsbild eines jeden Objektes und jeder Begebenheit hängt von den individuellen Gefühlen und Gedanken ab“ (Yoga Sutra 4.15, übersetzt von R. Sriram).

Was bedeutet das? Wir betrachten die Welt immer durch den Filter unserer eigenen Überzeugungen. Egal wie neutral wir glauben zu sein – wir tragen eine Art „Brille“, die unsere Wahrnehmung verzerrt. Je mehr Vorannahmen wir haben, desto stärker beeinflussen sie, wie wir die Realität sehen.


Dieses Konzept findet sich auch im modernen Konstruktivismus wieder. Dort wird davon ausgegangen, dass es zwar eine äußere Realität gibt, was wir jedoch als „wirklich“ wahrnehmen, durch unsere inneren Filter entschieden wird. Realität ist also immer eine individuelle Konstruktion. Und da wir selten allein in unserem Erleben sind, wird sie zusätzlich durch das Aushandeln mit anderen geprägt.


Was bedeutet das für unser Erleben?

„Nicht die Dinge an sich sind es, die uns beunruhigen, sondern vielmehr unsere Interpretation der Ereignisse.“– Marc Aurel

Dieser Gedanke ist so aktuell wie vor 2000 Jahren. Wissenschaftliche Erkenntnisse, z. B. aus der modernen Hirnforschung, bestätigen: Unser Handeln wird zu großen Teilen von unbewussten Vorgängen bestimmt.



Gerhard Roth und andere Hirnforscher zeigen, dass unser Gehirn darauf ausgelegt ist, Energie zu sparen. Es schafft das, indem es Muster und Gewohnheiten bildet, die oft unbewusst ablaufen. Diese Muster bestimmen, wie wir Situationen wahrnehmen, bewerten und darauf reagieren. Leider unterscheidet unser Gehirn nicht, ob eine Gewohnheit förderlich oder hinderlich ist – sie wird einfach als nützlich abgespeichert, weil sie uns Energie spart.

Hier wird es spannend: Was wir als „Problem“ erleben, ist oft nichts anderes als ein ungünstiges Muster, das unsere Wahrnehmung der Realität beeinflusst.


Oder um es in Gedenken an Pipi zu formulieren: Manchmal muss man die Regeln, die man sich selbst auferlegt hat, brechen, um die Welt ein bisschen schöner und passender zu machen.


Veränderung braucht Bewusstsein und Anstrengung

Sowohl Coaching als auch Yoga setzen genau hier an: Sie versuchen, diese Muster zu durchbrechen und neue Wege zu öffnen. In der Yoga-Philosophie beschreibt der Begriff Samskara unsere tief verwurzelten Neigungen und Überzeugungen. Diese Muster sind oft so stabil, dass es Disziplin (Tapas), Selbstreflexion (Svadhyaya) und Hingabe (Ishvara Pranidhana) braucht, um sie zu verändern.

Man kann sich das wie ein tief ausgefahrenes Rad auf einer schlammigen Straße vorstellen: Um es da herauszubekommen, braucht es zunächst Bewusstheit über das Problem, dann den Willen zur Veränderung und schließlich eine Vision des neuen Weges.


Coaching nutzt ähnliche Ansätze. Durch gezielte Impulse und Perspektivwechsel werden neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt. Dabei ist der wichtigste Schritt oft der erste: Den eigenen Filter zu erkennen und die Bereitschaft, ihn zu hinterfragen.


Von Pippi lernen: Deine Realität, deine Verantwortung

Pippi Langstrumpf entscheidet selbst, wie sie die Welt sehen möchte. Ein Dach wird zur Bühne, ein Haus ohne Erwachsene zum Spielparadies, und Regeln sind da, um kreativ umgangen zu werden. Sie lebt ein Leben, das sich nach ihren Vorstellungen richtet, und zeigt uns damit: Realität ist nicht starr, sondern das, was wir daraus machen.

Sie zeigt uns: Es ist erlaubt – ja sogar notwendig – die Welt so zu sehen, wie sie uns gefällt. Natürlich ist das kein Freifahrtschein, alles und jeden auszublenden, was uns nicht passt. Aber es ist eine Einladung, mutig hinzusehen und die Realität so zu gestalten, dass sie uns stärkt, inspiriert und Freude bringt.

Ob du nun Yoga praktizierst, ein Coaching buchst oder einfach mal wieder Pippi Langstrumpf liest – der erste Schritt ist immer, dich zu fragen: Welche Brille trage ich gerade? Und ist das die Welt, die ich wirklich erleben möchte?


Denn, wie Pippi sagen würde: „Das habe ich noch nie gemacht, also geht es sicher gut!“





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